TEILderLÖSUNG

Foodsaving, Sozialmarkt & Integration

14.11.2020

Alles hat gut funktioniert im Waldviertel, bis zum Anfang 2019: ausgehend vom Lager des „Soogut-Sozialmarkts“ in Heidenreichstein ist ein Bus mehrmals in der Woche verschiedene Standorte des Waldviertels angefahren und hat finanziell schlechtgestellte Personen mit stark verbilligten Lebensmitteln versorgt. Lebensmittel, die teils abgelaufen, aber noch in Ordnung waren, oder falsch verpackt oder schlicht von Firmen oder Großhändlern gespendet wurden. Die Nachfrage war groß und ist gestiegen, seit 2015 viele geflüchtete Personen im Waldviertel ihre Heimat gefunden haben.

Anfang 2019 musste der mobile Sozialmarkt leider eingestellt werden. Förderungen sind ausgelaufen, der Betrieb konnte nicht mehr aufrecht erhalten werden. Ein schwerer Schlag für Menschen, die auf kostengünstigen Bezug von Lebensmitteln angewiesen waren.

Der in Horn ansässige Verein „willkommen MENSCH! in Horn“, der seit 2015 geflüchtete Menschen mit Beratungen, Kursen und vielen Integrationsangeboten unterstützt, hat auf die Einstellung des mobilen Sozialmarkts schnell reagiert und ein Konzept erarbeitet, das

die Etablierung einer Sozialmarkt-Verkaufsstelle mit ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen in den Räumlichkeiten des Vereins vorgesehen hat samt einer
Erweiterung des vom mobilen Sozialmarkt im Bus bekannten Sortiments und
häufigeren Öffnungszeiten als sie der Bus anbieten konnte

Darüberhinaus sah das Konzept vor, dass durch ehrenamtliche Mitarbeit von Flüchtlingen sowohl beim Vorbereiten der Verkaufswaren als auch beim Verkauf selbst neue Begegnungsräume geschaffen und neue Bevölkerungsschichten für unsere Integrationsarbeit angesprochen werden sollen.

Dank guter Zusammenarbeit des Vereins mit den Verantwortlichen des Soogut-Sozialmarktes, aber auch mit der Gemeinde Horn und dem Land Niederösterreich konnte die Verkaufsstelle in kurzer Zeit realisiert werden.

Eineinhalb Jahre danach kann man von einem gelungenen Projekt sprechen - auch wenn die Notwendigkeit für einen solchen Markt eigentlich ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft ist. Weit über einhundert Menschen im Umkreis von Horn sind auf den Bezug kostengünstiger Lebensmittel angewiesen, coronabedingt Tendenz steigend. Diese Entwicklung wird von den Verantwortlichen der Verkaufsstelle mit Sorge beobachtet - mit Freude aber erkennen sie, dass das Konzept der Integrationsarbeit aufgegangen ist. Heute erledigen die ehrenamtlich mitarbeitenden Flüchtlinge Warenübernahme, Regalbetreuung und Kassadienst mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie ihre einheimischen Kolleg*innen.

Umweltschutz durch Abfallvermeidung, sozialer Anspruch und Integrationsarbeit: drei wichtige Zukunftsaspekte, die in einem engagierten Projekt vereint werden konnten. Mehr dazu in einem Beitrag von Thayatal.TV (ab Minute 6:18) und auf der Homepage von „willkommen MENSCH! in Horn.