„Utrecht Energized“ -

Carsharing My Wheel und We Drive Solar starten bidirektionales Laden

30.6.2025


Es sieht aus wie eine gewöhnliche, öffentliche Ladestation in der Jan Pieterszoon Coenstrat nahe des Zentrums von Utrecht. Die zwei weißen Renault 5 des Carsharing-Anbieters MyWheels fallen sofort auf, sind aber zunächst nichts Besonderes. Für Carsharing-Autos reservierte Ladeplätze gibt es sogar in Deutschland – und in Utrecht für die dort weit verbreiteten „Deelautos“ zuhauf. Was jene Ladestation mit den beiden Elektro-Renaults abhebt, ist ein kleines und für den Laien unscheinbares Detail: Die Animation der Status-LEDs an der Ladesäule dreht sich gegen den Uhrzeigersinn. Und nicht mit ihm.

„Ich habe unsere Ingenieure aufgefordert, sich etwas einfallen zu lassen. Es sollte subtil sein, aber für jeden sichtbar“, erklärt Robin Berg. Der Niederländer ist der Chef von We Drive Solar und hat die Säule im Viertel Lombok-West nicht nur gebaut, sondern mit seinem Team auch selbst entwickelt. Mit der kleinen Status-LED über dem Ladeanschluss ist es wirklich eine sehr dezente Lösung geworden, über welche die Besonderheit der ansonsten unauffällig grauen Ladesäule nach außen sichtbar gemacht wird. Die blaue LED zeigt an, dass gerade ein Ladevorgang läuft. Die weiße LED darunter – umrandet von symbolischen Sonnenstrahlen – ist die wichtigere der beiden Leuchten: Dreht sich die Animation nach rechts, wird das verbundene Auto mit Strom aus dem Netz geladen. Dreht sie sich hingegen nach links, fließt der Strom aus dem Akku des Renault 5 zurück ins Utrechter Stromnetz.

Dass bidirektionales Laden funktioniert, wissen wir. Das haben unzählige Pilotprojekte über die Jahre bewiesen – zuletzt haben Vattenfall und Volkswagen einen Feldversuch in Schweden mit 200 Fahrzeugen gestartet, die Lade-Hardware liefert dort das deutsche Unternehmen Ambibox.

Die Ladesäule in der Jan Pieterszoon Coenstrat ist aber kein Einzelstück eines solchen Testlaufs, sondern eine von 50, die in den vergangenen Wochen über das Stadtgebiet verteilt aufgebaut wurden. In Utrecht soll das bidirektionale Laden den Schritt aus der Nische machen, wenn es nach Robin Berg geht. Mit We Drive Solar und den Partnern MyWheels, Renault und Mobilize steht er hinter dem Projekt, das den Durchbruch bringen soll.

Denn für das bidirektionale Laden ist der Start von „Utrecht Energized“ tatsächlich eine Premiere: Es ist das erste, voll funktionierende Vehicle-to-Grid-Ökosystem (V2G) in einer europäischen Stadt. Es soll dazu beitragen, in einem nennenswerten Umfang das Stromnetz zu unterstützen – und da es sich um elektrische Carsharing-Autos handelt, gleichzeitig noch eine saubere Mobilitätslösung bieten.

Start mit 50 E-Autos und 50 Ladestationen

„Wir wechseln vom Testen und Pilotprojekten im kleinen Maßstab in den großen Maßstab“, hatte Berg noch am Abend zuvor bei der offiziellen Auftakt-Veranstaltung von „Utrecht Energized“ vor 350 geladenen Gästen erklärt. Und die Skalierung in den großen Maßstab ist nötig, um das volle Potenzial der Technologie zu heben: „Ein Auto kann für eine Nachbarschaft ausreichen. Aber nicht, um das Netz zu stabilisieren. Dafür brauchen wir viele Autos.“ Das Ziel ist. „Utrecht Energized“ soll auf bis zu 500 E-Fahrzeuge wachsen.

Um das zu realisieren, haben alle Partner ihr Wissen aus den vielen Pilotprojekten eingebracht, um ein maßgeschneidertes System für das Projekt in der niederländischen Stadt zu schaffen. Es ist wichtig zu wissen, dafür müssen die Systeme aller Partner miteinander verbunden sein und harmonieren, vom Fahrzeug über die Ladesäule, das Buchungssystem für das Carsharing bis hin zur Anbindung an den Energiemarkt mit dem aktuellen Strompreis. Letzteres passiert in diesem Fall über das Unternehmen Energyzero.

Dazu kommen Genehmigungen und Zertifizierungen seitens der Stadt, Netzbetreibern und Co. „Bidirektionales Laden ist kompliziert, aber heute können wir zeigen, dass es funktioniert“, so Berg bei dem Launch-Event. Gegenstimmen hatte er aus dem Publikum nicht zu befürchten, denn im Kongresszentrum Jaarbeurs waren vor allem Vertreter von Projektbeteiligten und Partnern zusammengekommen. Und davon gab es viele.

„Die Idee und Grundlage war schon lange da. Das Warten war der härteste Teil“, sagt der Chef von We Drive Solar. Das ist jetzt aber vorbei, der Betrieb ist gestartet. Und in Utrecht drehen sich die Status-LEDs an den Ladesäulen nun gegen den Uhrzeigersinn. Als Zeichen dafür, dass Elektroautos das lokale Stromnetz stabilisieren – und die Zukunft der Elektromobilität endlich begonnen hat.

Quelle:

https://www.electrive.net/2025/06/08/utrecht-energized-gestartet-so-soll-das-bidirektionale-laden-den-durchbruch-schaffen/

Bild: Sebastian Schaal




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