Rundum mobil ohne eigenes Auto?

Im Jahr 2022 ist das möglich und zwar mit Bus, Bahn und E-Carsharing

9.12.2022



Carsharing war und ist ökologisch und, wenn man ehrlich rechnet, auch kostengünstiger als ein eigenes Auto. Nicht nur, aber auch in Kombination mit dem Klimaticket Österreich, das im Herbst 2021 eingeführt wurde, ergibt sich eine perfekte Kombimöglichkeit von Bahn, Bus und E-Carsharing, je nach Termin und Bedarf. Denn durch die Weiterentwicklung der Angebote und der Vernetzung ist der Zugang einfach.

Der soziale Mehrwert ergibt sich aus dem zusätzlichen individuellen Mobilitätsangebot für Menschen, die sich kein Auto leisten können.

Der Dachverband Carsharing Österreich (CSÖ) etwa macht E-Fahrzeuge in 5 Bundesländern via Roaming einfach zugänglich und der weitere Ausbau ist in Arbeit. Egal ob berufliche oder private Fahrten – E-Carsharing statt ein eigenes Auto ist immer eine Überlegung wert, denn Carsharing ist nicht für alle, aber für viele interessant.

So geht´s. Generell beginnt die Sache ganz einfach, nämlich mit der Entscheidung, E-Carsharing zu nutzen und sich als NutzerIn zu registrieren. Bei den meisten Anbietern geht das online, inkl. Hochladen eines Fotos vom Führerschein und der Daten zur Abrechnung bzw. der Tarifauswahl.

Danach gibt es in eine Vorabinfo zur ersten Fahrt oder eine Erstfahrt mit kurzer Einführung ins System. Die Karte zum Freischalten wird übergeben, oder man schaltet eine eigene frei - und dann kann es auch schon losgehen, das Buchen und Fahren.

Carsharing hat viele Vorteile. Es spart Zeit, Geld und Platz. Zeit, weil man sich nicht um Wartung, Service, Versicherung, Reifen, Auto waschen und putzen kümmern muss; Geld, weil Kosten für Kauf oder Leasing ebenso wegfallen wie für Versicherung inkl. Steuer, Wartung, Reifen und alles, was sonst so anfällt. D.h. man kann die Fixkosten für die Nutzung eines Autos gegenüber dem Besitz eines Autos um rund 90 % reduzieren. D.h. wenn man ehrlich rechnet, ist es – außer für VielfahrerInnen – auch kostengünstiger als ein eigenes Auto. Platz, weil weniger Parkplätze gebraucht werden und ein ev. vorhandener Garagenplatz kann anders genutzt oder vermietet werden.

Wer bietet Carsharing an? Regionale und lokale Anbieter sind in NÖ aktiv. Das Pionierprojekt Gaubitscher Stromgleiter entstand vor rund 10 Jahren, aktuell gibt es in NÖ rund 90 Carsharing-Fahrzeuge. Seither hat sich viel getan. Die Angebote sind heute regional mit mehreren Autos wie z.B. Fahrvergnügen, ECO im Thayaland, BEA in Baden, Rail & Drive der ÖBB oder lokal, z.B. Gemeinde- oder Vereinsprojekte mit einem oder zwei Autos wie etwa ECOmobil in Zwettl und der Gaubitscher Stromgleiter.

Ein stationsbezogenes Carsharing-Auto ersetzt im Schnitt fünf private Autos.

E-Carsharing spart Ressourcen. Es reduziert aber auch die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten. Durch stationsbezogenes Carsharing sinkt die Zahl der benötigten Autos wesentlich und damit war und ist Carsharing ökologischer als ein eigenes Auto. Carsharing ist damit eine klimaschonende Möglichkeit, individuell mobil zu sein und viele private „Steh-zeuge“ zu vermeiden. Durch den Einsatz eines E-Autos gelingt ein zusätzlicher Effizienzsprung mit einer Energieeinsparung von rund 70 % gegenüber einem Pkw mit Verbrennungsmotor. Oder anders formuliert reduziert sich der Energiebedarf für 100 km auf 15-20 kWh, das entspricht 1,5-2 l Sprit.

Eine gewisse Wohn- oder Arbeitsortnähe des nächsten Carsharing-Standortes ist wesentlich für die NutzerInnen. Damit ist auch klar, dass die breite und einfache Verfügbarkeit von Carsharing-Fahrzeugen ist ein wichtiger Faktor ist, an dem an vielen Orten noch gearbeitet werden muss.

Ein wichtiger Punkt ist die Vernetzung der einzelnen Angebote.

Vernetzte Angebote. Da es verschiedene Carsharing-Betreiber gibt, ist Roaming als Vernetzung für die KundInnen ein wichtiges Thema. Mit „Carsharing Österreich“ wurde 2020 eine Initiative gegründet, um genau das voranzutreiben. Die meist langjährig aktiven E-Carsharing-Betreiber können gemeinsam eine Fülle an Erfahrungen und Erkenntnissen vorweisen. Kurz zusammengefasst wurden bisher 5,2 Millionen emissionsfreie Kilometer von den Carsharing-NutzerInnen der CSÖ-Partnerbetriebe zurückgelegt und damit eine Einsparung von rund 1 Million Kilogramm an Treibhausgasen bzw. rund 340.000 l fossilem Treibstoff erzielt. Der Erfolg kann sich sehen lassen: Aktuell sind 85 E-Carsharing-Fahrzeuge in fünf Bundesländern via Roaming einfach zugänglich. Durch die Teilnahme weiterer E-Carsharing Anbieter soll das Angebot verdichtet bzw. erweitert werden. Ziel ist ein flächendeckendes österreichweites Angebot zu ermöglichen, sodass immer mehr Menschen auf eine nachhaltige, sanfte, einfache und umweltschonende Mobilität umsteigen können.

One-stop-shop. Dieses System sorgt für einfachen Zugang und Transparenz. NutzerInnen registrieren sich einmalig bei ihrem regionalen E-Carsharing Anbieter und können alle anderen E-Carsharing-Fahrzeuge, die im System mit dabei sind, österreichweit nutzen. Sie bekommen monatlich weiter nur eine Rechnung gestellt, die die E-Carsharing-Nutzungen via Roaming-Tarif inkludiert. Übrigens wurde die Plattform Carsharing Österreich mit diesem Projekt Gesamtsieger und Gewinner der Kategorie „DIGITALISIERUNG IN DER MOBILITÄT – MOBILITY AS A SERVICE UND SHARING” beim VCÖ-Mobilitätspreis 2021.

Soziale Aspekte. E-Carsharing ist vor allem im ländlichen Raum ein wichtiges ökologisches und soziales Mobilitätsangebot! Es kann für viele die Lücke zwischen öffentlichem Verkehr und motorisiertem Individualverkehr schließen. Es wirkt so gegen Mobilitätsarmut im ländlichen Raum und eröffnet damit Menschen neue Optionen, sowohl privat wie beruflich.

E-Carsharing ist interessant für…:

·         Menschen, die zwar immer wieder - beruflich oder privat - ein Auto brauchen, aber nicht tagtäglich und für längere Zeit.

·         Menschen, die Bus und Bahn nutzen bzw. ein Satdt- oder Klimaticket haben und hin und wieder dann doch für einen Abendtermin oder einen Transport ein Auto verwenden wollen.

·         Menschen, die E-Mobilität ausprobieren möchten oder zumindest einen Teil Ihrer Autofahrten emissionsfrei zurücklegen wollen und zwar ohne Investition in ein eigenes E-Auto.

·         Menschen, die mit Bus oder Bahn in den Urlaub fahren und am Urlaubsort fallweise ein E-Auto nutzen möchten.

·         Menschen, die Ressourcen sparen und kein eigenes Auto besitzen wollen oder können.

-         Menschen, die ihren jugendlichen Kindern einen Zugang zu ressourcenschonender Mobilität ermöglichen wollen
Text erstellt von 

Mag. Renate Brandner-Weiß,
Freie Beraterin für Energie und Mobilität, Vorstandsmitglied Carsharing Österreich, GF TRE Thayaland GmbH, Waldviertel

erschienen in Umwelt und Energie, 2/2022

Links:

www.carsharing-oesterreich.at

www.ebcPLUS.at

Eine Übersichtskarte zu NÖ inkl. Gemeindebusse und Fahrtendienste findet man online unter: https://www.umweltgemeinde.at/e-carsharing-in-niederoesterreich.



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