eFriends und OurPower

Zwei Ökostrom-Gemeinschaftsmodelle im Vergleich

6.2.2021


Energiewende heißt nicht einfach nur eine Wende in der Stromerzeugung, sondern auch in seiner Verteilung. In unseren Köpfen ist seit vielen Jahrzehnten die feste Trennung von Stromerzeuger und Stromverbraucher verankert. Nur Großbetriebe haben manchmal ein eigenes Kraftwerk integriert. Besonders Privathaushalte waren jedoch lange Zeit reine Stromverbraucher, die von einigen (wenigen) Großkraftwerken mit Elektrizität versorgt wurden. Mit dem Aufkommen der Photovoltaik hat sich das geändert. Und da PV-Module immer günstiger werden, ändern sich die Verhältnisse immer rascher, da immer mehr Hausbesitzer auf Sonnenstrom setzen. Die Stromverteilung hat sich lange Zeit trotzdem nicht verändert. Die einzige Änderung war, dass nun auch überschüssiger Sonnenstrom ins Netz eingespeist werden kann.

Seit einigen Jahren beginnt sich jedoch auch das zu ändern: im Jahr 2018 formten sich die beiden ersten privaten österreichischen Energiegemeinschaften, die nicht nur auf einzelne Straßenzüge, Dörfer oder Gemeinden beschränkt sind. Die beiden Plattformen eFriends aus dem niederösterreichischen Weinviertel und OurPower aus Oberösterreich stehen jeder Person in Österreich offen, egal wo sie wohnt. Sie stellen ökologisch erzeugten Strom, der von Mitgliedern, die gerade einen Überschuss erzeugen, zu flexibel vereinbarten Preisen anderen Mitgliedern, die ihn gerade brauchen, zur Verfügung. OurPower ist dabei als Genossenschaft organisiert, eFriends als GmbH. Beide haben überraschende Gemeinsamkeiten, wie auch natürliche Unterschiede.
Bei beiden Plattformen können Anbieter und Abnehmer von Ökostrom untereinander flexibel ihre Kilowattstundenpreise verhandeln. Das reicht von 0 Cent/KWh bis zu knapp 10 Cent/KWh. Bei Ourpower muss der Stromabnehmer kein Genossenschaftsmitglied sein (der Stromerzeuger hingegen schon), bei eFriends hingegen müssen beide auf der Plattform angemeldet sein. Das hängt mit der unterschiedlichen Technik zusammen:
Ourpower springt quasi an die Stelle einer Elektrizitätsgesellschaft und rechnet monatlich über die jeweiligen Zählerstände mit Erzeugern und Verbrauchern ab. eFriends hingegen verbauen gegen eine einmalige Gebühr (einmalig 349 € plus Installationskosten) im Haus/Wohnung des neuen Mitglieds einen sogenannten eFriend-Cube, der mit dem Internet verbunden ist und über einen Sensor im Stromanschluß den Stromfluß misst. Dadurch ist es möglich, zeitgenau eingespeisten und an anderer Stelle im Netz verbrauchten Strom miteinander abzustimmen. Wenn ein eFriend also zB. gerade jetzt 300 Wh Strom braucht, kann sein eCube den eCube eines anderen eFriends veranlassen, genau diese Strommenge einzuspeisen – vorausgesetzt er hat sie verfügbar. Da das nicht immer der Fall ist, können über die monatliche Grundgebühr von 4,99 € bis zu 6 eFriends miteinander verbunden sein. Weitere 3 Verbindungen kosten knapp 2 € im Monat Grundgebühr extra. Sollte keiner der privaten Kleinstromerzeuger liefern können, springt die GmbH ein. Dort kostet der Strom 9,96 Cent/KWh – nebenbei bemerkt bietet auch die eFriends GmbH nur reinen Ökostrom an.

Ourpower braucht hingegen keine Extratechnik und keinen Internetanschluß. Über die Plattform im Internet werden Verbraucher und Erzeuger miteinander vernetzt, beide einigen sich über einen Preis, einmal im Monat wird über den Zählerstand abgerechnet. Es gibt dort keine Höchstzahl an Verbindungen zwischen Stromanbietern und -verbrauchern, die Preise können auch auf mehrere Jahre hinaus fixiert werden, sodass es leichter ist, über längere Zeit zu kalkulieren. Nur Genossenschaftsmitglieder können Strom anbieten und müssen dazu mindestens einen Genossenschaftsanteil von 100 € kaufen. Jedes Genossenschaftsmitglied hat dadurch das Recht, über Projekte von Ourpower mitzubestimmen. Dabei ist die Anzahl an gekauften Anteilen irrelevant. Über die Anteile werden neue Ökostromanlagen mitfinanziert, der Anteilkauf dient also zur generellen Unterstützung des Ausbaus von Ökostromerzeugung in Österreich.

Auch bei eFriends ist es möglich, in neue Ökostromanlagen zu investieren. Gegen Anteile ab 1.500 € werden dem Investor dabei im Gegenzug der kostenlose Einbau von eFriend-Technik angeboten, mehrere Jahre kostenloser Strom vom Anbieter, sowie weitere Vergünstigungen je nach Möglichkeiten des Anbieters. Ein Weingut warb für seine Photovoltaik-Anlage etwa nicht nur mit 5 Jahren kostenlosem Strombezug für seine Investoren, sondern auch mit 5 Jahren kostenloser Weinverköstigung und Heurigenbesuchen. Das hält dieses Konzept in einem menschlichen Rahmen und verhindert eine zu große Abstraktion. Manchmal kann es auch sein, dass ein eFriend händeringend nach Stromabnehmern sucht und keine findet, weil seine Verbindungen gerade keinen Strombedarf haben. In diesem Falle springt die eFriend-GmbH ein und nimmt den Strom für 4,5 Cent/KWh ab. Auch bei OurPower kauft die Genossenschaft solchen überschüssigen Strom, zahlt jedoch nur den gerade an der Strombörse EPEX gehandelten Kilowattstundenpreis. Zusätzlich erhebt sie eine geringe Gebühr von 0,5-1,0 Cent pro gehandelter Kilowattstunde auf dem „Marktplatz“ (wo alle Geschäfte ablaufen).

Beide Plattformen sind faszinierende Konzepte für eine alternative Stromvernetzung. eFriends macht dabei den familiäreren Eindruck, vor allem durch die direktere, engere Vernetzung, während OurPower mehr in Richtung klassische Business-Plattform geht. Es bleibt abzuwarten, wie das angekündigte neue österreichische Gesetz zu Energiegemeinschaften ausfallen wird, doch es ist anzunehmen, dass es die Gründung weiterer ähnlicher Plattformen fördern wird. Ourpower und eFriends werden dann einen bereits mehrjährigen Vorsprung haben.

Weitere Infos:
- www.efriends.at
- www.ourpower.coop


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