Schwimmende, seefeste Photovoltaik-Anlagen

Ökologische und emissionsfreie Stromversorgung für Inseln

16.10.2020


Die noch junge Photovoltaik-Industrie wirkt manchmal wie am Beginn eines neuen Goldrauschs. Die Technologie ist mittlerweile günstig genug, um die täglich ohne jedes menschliche Zutun auf uns herabstrahlende Sonnenenergie in immer größeren Mengen nutzen zu können.

Wenn genug Platz vorhanden ist!

Kleine Inseln und Atolle wie die Malediven oder Französisch-Polynesien etwa haben nur eine sehr kleine Fläche und werden zusätzlich noch vom stetig steigenden Meeresspiegel bedroht. Bisher waren sie zur Stromversorgung auf Dieselgeneratoren angewiesen, jetzt hat eine österreichische Firma allerdings ein Konzept umgesetzt, das selbst noch dem winzigsten Atoll eine ebenso ökologische, klimaneutrale und ausreichende Stromversorgung sichert.

Swimsol entwickelte zwischen 2009 und 2014 schwimmende Sea-Solar-Plattformen, auf welchen meerwassersichere Solarpanele montiert sind. Die Plattformen bestehen aus einem 3 Meter hohen Fachwerkgerüst aus Kunststoff, meerestauglichen Aluminiumprofilen und Edelstahlknoten, sowie Polystyrol-Schwimmkörpern und haben eine Fläche von 200 m2. Mit aufmontierten PV-Panelen sind sie zur Hälfte im Wasser eingetaucht und bieten durch ihr Design den Meereswellen nur einen geringen Widerstand. Sie sind besonders schwimmstabil, da der größte Teil der Schwimmkörper unter Wasser liegt. Eine große Herausforderung war vor allem, die empfindliche Elektronik der PV-Module vor dem korrosiven Salzwasser zu schützen.

Mehrere solcher Plattformen können zu schwimmenden Solarparks zusammengeschlossen werden, wie etwa das Beispiel des LUX-Resorts am South Ari Atoll auf den Malediven zeigt. 12 schwimmende Sea-Solar-Plattformen mit einer Kapazität von 191 KWp (Kilowattpeak) ergänzen hier die ebenfalls von Swimsol gebaute PV-Dachanlage des Hotels.

Im Moment dienen diese schwimmenden PV-Anlagen noch vor allem der Ergänzung der Dieselgeneratoren, die im Falle des LUX-Resorts auf dem Ari-Hotel im Jahr 260 Tonnen Treibstoff einsparen können. In Zukunft wäre es sicher noch klimafreundlicher, entsprechende Elektrizitätsspeicher zu installieren.

Der Vorteil für die tropischen Inseln ist enorm: die Abhängigkeit von Dieselimporten, die oft mit großen Tankern angeliefert werden, schwindet zusehends. Die lärmenden, stinkenden Dieselgeneratoren können abgeschaltet werden, was die Lebensqualität erheblich steigert. Zusätzlich werden vor Ort neue Arbeitsplätze und ein neues Umweltbewußtsein geschaffen.

Swimsol installierte bisher seine Solaranlagen an mehreren Hotelanlagen auf den Malediven und in Malaysia, doch das Expansionspotential ist riesig, wenn etwa der Raum in der Südsee bedacht wird! Und die Anwendung der Technologie ist nicht auf die Stromversorgung von Hotels oder menschlichen Behausungen oder Industrien beschränkt.

Sie können auch beim Projekt der Regeneration geschädigter Korallenriffe von Global Coral Reef Alliance helfen. Dabei werden nach dem vom deutschen Erfinder Wolf Hilbertz (1938-2007) entdeckten Biorock-Verfahren Metallgitter am Meeresboden versenkt und unter schwachen Gleichstrom gesetzt. Durch die einsetzende Elektrolyse werden im Wasser gelöste Kalkminerale am Metall  abgelagert, die im Laufe der Jahre eine dicke, harte, widerstandsfähige Schicht bilden. Auf solchen Metallgittern siedeln sich besonders gerne Korallen an, da sie weniger Energie zum Aufbau ihres Kalkskeletts brauchen.

Diese künstlichen Riffe wurden außerdem als Wellenbrecher beim Küstenschutz eingesetzt, um Stranderosion vorzubeugen oder zu stoppen. Eine Kooperation zwischen Swimsol und der Golbal Coral Reef Alliance könnte somit einen bedeutenden Beitrag zum Natur- und Küstenschutz liefern.

Damit ist jedoch die Swimsol-Technologie noch längst nicht ausgeschöpft, denn die Anwendungen für schwimmende Plattformen auf dem Meer werden mit immer weiter steigendem Meeresspiegel in Zukunft immer wichtiger. Das reicht von Behausungen über Industrien, ja ganzen Städten bis hin zu großen Offshore-Windturbinen, die in den geeigneten Gebieten einen gut doppelt so hohen Ertrag haben wie Windanlagen in Landnähe oder an Land. In geeigneter Anzahl könnten sie grünen Wasserstoff in großen Mengen erzeugen, und gleichzeitig über das Biorock-Verfahren klimaneutralen Baustoff (1000 KWh = 1 Tonne Beton). die österreichische Firma hat also ein gewaltiges Ausbau- und Expansionspotential.

Swimsol erhielt für sein Konzept einer schwimmenden, seefesten PV-Anlage den Preis für Eine-Welt-Zusammenarbeit im Rahmen des Österreichischen Solarpreises 2020 von Eurosolar-Austria.

Zusammengestellt von Renate Brandner-Weiß und Philipp Kronbichler

Quellen:

Broschüre Österreichischer Solarpreis 2020 von Eurosolar Austria http://www.eurosolar.at/Drucksorten/Solarpreis2020/Solarpreisbroschuere03102020.pdf
https://www.energieforschung.at/assets/project/final-report/5.as-ne-2020-publizierbarer-endbericht-v-1-00.pdf
https://swimsol.com/
https://www.luxresorts.com/media/7384/press-release-floating-solar-system-at-lsaa.pdf
https://en.wikipedia.org/wiki/Biorock

 


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