SMART BLOCK Geblergasse

Ein zukunftsweisendes Projekt für die Altbausanierung

15.10.2020


Die im Hinblick auf die Klimakrise notwendige Energiewende umfasst alle Bereiche des Lebens, auch den des Wohnens. Bei Neubauten sind hier bereits phänomenale Ergebnisse erzielt worden, sei es das Earthship-Konzept, das Modul- und das Tinyhaus, und nicht zuletzt die ganze Kategorie der Niedrigenergie- bis Passivhäuser, die mit einem Bruchteil an Heizenergie gegenüber unsanierten Altbauten auskommen. Denn hier gilt: je geringer der Heiz- und generell der Energieaufwand eines Hauses ist, umso ressourcenschonender und damit klimafreundlicher ist es.

Hier bahnt sich die entscheidende Herausforderung an: der Großteil der bestehenden Wohnhäuser entstand in einer Zeit, in welcher die Ökonomie der Energiewende noch keine Rolle spielte. Sie wurden außerdem zu einer Zeit gebaut, als Hitzewellen in unseren Breiten und die Hitzebelastung im Sommer (gerade in Städten) viel seltener und geringer waren. Auf welche Weise können also Altbauten "klimafit" gemacht werden, sodass sie den kommenden Herausforderungen standhalten und den Erfordernissen der Energiewende gerecht werden können?

Eine mögliche Lösung zeigt das Projekt SMART BLOCK in Wien, das sich zum Ziel setzte, einen Gründerzeit-Häuserblock nachhaltig und klimaneutral mit Solar- und Geothermie zu versorgen. Es handelt sich um die Adressen Geblergasse 11 und 13 am Hernalser Gürtel. Die Bauarbeiten liefen vom August 2018 bis Oktober 2019, die Kosten beliefen sich auf 2,8 Millionen Euro, welche zum größten Teil vom Wohnfonds Wien durch Landesdarlehen gefördert wurden.

SMART BLOCK setzt auf Solarkollektoren, die im Jahr durchschnittlich 73,5 Megawattstunden (MWh) an Wärmeenergie liefern. Diese wird im Sommer über 110 Meter tiefe senkrechte Rohre in das Erdreich gespeichert (oberflächennahe Geothermie), d.h. das durch die Kollektoren erhitzte Wasser erwärmt den Boden unter den Gebäuden. Im Winter dient die so gespeicherte Wärme als Basis für die Fußbodenheizungen in den 25 Wohnungen und für das Warmwasser (saisonaler Speicher). Elektrisch betriebene Wärmepumpen helfen bei der optimierten Temperierung. Dadurch beträgt der Heizertrag das Sechs- bis Siebenfache des dabei verbrauchten elektrischen Stroms. Umgekehrt dient die kühle Temperatur des Untergrunds im Sommer zur Kühlung der Wohneinheiten.

Entscheidend für den Energietransport ist dabei ein ausgeklügeltes Rohrnetz, das Wasser zwischen den Solarkollektoren, den Geothermiebohrungen und den Fußböden der Wohnungen zirkulieren lässt (ein sogenanntes Anergienetz). Im Winter wärmt es mit Temperaturen von 25°C, im Sommer kühlt es mit 5°C. Dieses System hat mittlerweile ein Jahr lang seinen Praxistest bestanden. Im Oktober 2019 wurde das erste Mal geheizt, im Juli 2020 das erste Mal gekühlt. Durch die Verlegung der Wasserrohre im Fußboden kann effizienter und vor allem leiser und hygienischer gekühlt werden als durch herkömmliche Klimaanlagen. Im Winter hingegen werden die Füße angenehm gewärmt.

Ergänzt wird die Solar-Geothermiegewinnung noch durch eine Photovoltaikanlage, die im Jahr 5.050 Kilowattstunden (KWh) Strom erzeugt. Dies reicht zwar nicht aus, um den Häuserblock energieautark zu machen - vor allem, da ein entsprechend dimensionierter Batteriespeicher nicht eingebaut wurde - aber das ist in so dichter urbaner Besiedlung auch unmöglich. Es ist allerdings möglich, bei gleicher entsprechender Sanierung weiterer Althausblöcke ihr Anergienetz (Siehe oben) zusammenzuschließen und so eine dezentrale, lokale Warm/Kühlwasserversorgung zu schaffen.

Die architektonische Neugestaltung des Althauswohnungsblocks durch Architekt DI Johannes Zeilinger überzeugt darüber hinaus durch ein behutsames Umgehen mit der Gebäudesubstanz. So ist etwa die farbliche Gestaltung und Einfügung der Fenster-, Türen und Balkonelemente in dezentem Orange sehr geschmackvoll gelungen. Auch die großen Balkongalerien (oder auf Wienerisch "Pawlatschen") hin zum Innenhof mit seiner Grünbepflanzung zeigen, dass der Architekt sich nicht nur über die energetische oder rein formal architektonische Seite des Projektes Gedanken machte, sondern auch über die soziale. Diese ist ja schließlich das Wesentliche bei jeder Art Wohngebäude.

Das Projekt SMART BLOCK Geblergasse gewann einen Preis für Solares Bauen beim Österreichischen Solarpreis 2020 der Vereinigung EUROSOLAR AUSTRIA. Es bleibt zu hoffen, dass weitere ebenso zukunftsträchtige Sanierungsprojekte folgen.

Quellen:

Broschüre Österreichischer Solarpreis 2020 von Eurosolar Austria
http://www.eurosolar.at/Drucksorten/Solarpreis2020/Solarpreisbroschuere03102020.pdf
https://www.sefipa.at/sites/default/files/downloads/news/hlk_10_18_s56-57.pdf
 https://twitter.com/whertzsch/status/1311374051286429699


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