Natürlich bauen & dämmen z.B. mit Stroh, Holzfaser, …

Besichtigung und Infoabend zeigt Möglichkeiten

19.8.2020


Der Waldv. Energie-Stammtisch startete am 2. Juli 2020 mit einer Besichtigung der Fassaden-Einblasdämmung mit Stroh bei Tina Miedler in Waidhofen/Thaya. Sie berichtete, dass für sie als Bauherrin sehr bald klar war, dass sie bei der Modernisierung und Dämmung kein Styropor verwenden wollte, sondern möglichst natürliche Materialien. Schon im letzten Jahr beim Stammtisch in Schwarzenau hat sie sich dazu informiert und schlussendlich wurde Stroh für die Fassade und Zellulose für die Dachschräge verwendet, beides eingeblasen. Auch wenn das Einblasen erst vor kurzem gemacht wurde, ist das Gebäude inzwischen gespachtelt und mit dem Auftragen des Putzes ist der letzte Schritt in Sachen Fassade in Kürze geplant.

Interessant für die Besucher waren die notwendigen Arbeitsschritte, die Holzkonstruktion (inkl. Modell) und dazugehörige Montagedetails, aber auch die Frage nach ihren Erfahrungen mit Stroh in einblasbarer Form als Dämmung einer Bestandsfassade, eine neue und bisher in der Form kaum verwendete Möglichkeit.

Nach dem Baustellenbesuch ging es im GH Stadler in Altwaidhofen mit Impulsvorträgen weiter.

Nach einer kurzen Einführung von Tina Miedler berichtete Reinhard Appeltauer von Sonnenklee anhand von Fotos und mehr über die Vorbereitung und Durchführung der Fassadendämmung mit Einblasstroh. Dabei kam das Einblasstroh von Sonnenklee und Verarbeiter vor Ort war die Fa. Reissmüller. Johann Sauer, der Leiter des Bereichs Holzbau-Zimmerei wies auf die jahrzehntelange Erfahrung z.B. bei Zellulose-Einblasdämmung hin und stand für Fragen ebenso wie Reinhard Appeltauer zur Verfügung. Damit wurden alle weiteren Fragen zum Projekt Stroh-Einblasdämmung beantwortet und man war sich einig, dass es gut ist, nun ein Vorzeigeprojekt dazu auch im Waldviertel nennen zu können. Nachdem Reinhard Appeltauer auch die Bereiche Dämmen und Bauen mit Strohballen als weitere Option noch aufbereitet hatte und den vorbildlichen Neubau „Haus des Lernens“ in St. Pölten mit einem Aufzugschacht aus Holz, war Zeit für den nächsten Programmpunkt.

Erich Longin berichtete, wie er seit mehreren Jahrzehnten gemeinsam mit seinem Bruder „Natürlich bauen und dämmen“ als Qualitätsmerkmal in der Fa. Longin, einem Pionier bei diesem Thema begonnen und weiterentwickelt hat. Ebenso informativ wie unterhaltsam waren die Einblicke, die er - unterstützt von seinem Neffen Willi - im Rahmen einer Art Doppelconference gaben, beginnend mit der Schilderung der herrschenden Stahl-Beton-Euphorie und dem „Siegeszug der Spanplatte“ über ein erstes Baubiologie-Seminar (1979/80) und dem einige Jahre später folgenden Verbot von Formaldehyd als Klebstoff in Spanplatten über die Lieferung von 5 Holzhäusern nach Ulm (Weltausstellung in D 2000) als Teil eines Forschungsprojektes, bei dem 105 Passivhäuser aufgebaut und in ein Vermessungsprogramm aufgenommen wurden.

Sie berichteten weiter über die Gespräche mit Kunden und die Möglichkeiten zum Einsatz von diversen ökologischen Baustoffen (Schafwolle, Flachs, Hanf, Dämmjute, …) und die Bewusstseinsbildung für eine Baukultur, die auf Natürlichkeit als Qualitätsmerkmal, nicht zuletzt für die Wohnqualität setzt.

Generell ist zu sagen, dass es für die Fassadendämmung von Bestandsgebäuden eine Reihe von Möglichkeiten auch ohne Polystyrol gibt. Eine bewährte Variante ist die Kombination aus Holzweichfaserplatte und ökologischer (Einblas-)Dämmung dahinter, die auch eine verputzte Fassade ermöglicht. Mit dem Programm des Infoabends wollten wir dies in Erinnerung rufen.

Quelle/Hinweise:

Nachlese, Juli 2020   ----    Kontakt für Rückfragen: www.energiestammtisch.info
www.sonnenklee.at
www.reissmueller.at
www.longin.at


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