Mondays for Future

Freitag demonstrieren, am Wochenende diskutieren, ab Montag anpacken und umsetzen

2.9.2020


 

Die Jahre 2018/19 waren eine globale Wende in der Wahrnehmung der Klimakrise. "Fridays for Future" wurde binnen kürzester Zeit eine weltweite Bewegung - und ein Schlagwort, das heutzutage jeder versteht. Der Titel des neuen Buches von Prof. Claudia Kemfert lässt daher kurz aufhorchen und stutzen. Man hält inne, liest noch einmal nach: ja, "...for Future" ist richtig. Das Wort "Mondays" bezieht sich auf die im Buch vorgestellte wichtige Fortführung der bereits millionenfach wahrgenommenen "Fridays". Demonstrieren ist wichtig, das stellt die Autorin immer wieder klar, aber "Es ist nur der Anfang einer noch viel größeren To-do-Liste."

Die Jahre 2018/19 waren eine globale Wende in der Wahrnehmung der Klimakrise. "Fridays for Future" wurde binnen kürzester Zeit eine weltweite Bewegung - und ein Schlagwort, das heutzutage jeder versteht. Der Titel des neuen Buches von Prof. Claudia Kemfert lässt daher kurz aufhorchen und stutzen. Man hält inne, liest noch einmal nach: ja, "...for Future" ist richtig. Das Wort "Mondays" bezieht sich auf die im Buch vorgestellte wichtige Fortführung der bereits millionenfach wahrgenommenen "Fridays". Demonstrieren ist wichtig, das stellt die Autorin immer wieder klar, aber "Es ist nur der Anfang einer noch viel größeren To-do-Liste."

Im ersten Kapitel schreibt Kemfert daher über ihr Buch: "Es fasst zusammen, warum wir da sind, wo wir sind. Es listet auf, welche Kräfte wirken, welche Diskussionen geführt werden und welche Ideen es schon gibt. Es erzählt von Fehlern, aus denen wir lernen, und es berichtet von Erfolgen, die wir kopieren können. Es sammelt Fragen und Herausforderungen, skizziert Antworten und setzt einen Rahmen für die Suche nach den Lösungen."

Um Missverständnissen vorzubeugen: "Mondays for Future" ist kein Buch über den Klimawandel und seine Folgen. Diese Thematik wird zwar manchmal gestreift, hätte den Rahmen des Buches jedoch gesprengt. Die Autorin setzt beim Leser voraus, dass er/sie über die grundlegende Problematik Bescheid weiß.

Der Hauptfokus liegt im Umgang des Menschen mit dieser Bedrohung, die er sich da selbst eingebrockt hat. Ganz konkret geht es um die Frage: Wie schaffen wir es, den Weg in eine CO2-freie Zukunft zu gehen?

Obwohl Claudia Kemfert die manchmal sperrige Materie in Großkapitel und kurze, leicht zu lesende Unterkapitel gliedert, wird rasch klar, dass es noch ein langer, steiniger und dorniger Weg zu gehen ist. Die Autorin rezipiert etwa im ersten Großkapitel "Klima Konferenzen Kompromisse" die mühsame Entwicklung vom Kyoto-Protokoll 1995 bis hin zum Pariser Klimaabkommen 2015 - und was es gebracht hat. Das ist besonders wichtig, denn nicht wenige wird mittlerweile vielleicht das Gefühl beschlichen haben, diese Sisyphusarbeit sei sinnlos.

Weitere Großkapitel widmen sich den Themen Klimaskeptizismus, Politik, Wirtschaft, Lobbyismus, Verträge, Steuern, Geldwirtschaft, soziale Fragen, um am Ende die notwendigen zu erreichenden Ziele anhand einer kurzen Vision für das Jahr 2050 ins Visier zu nehmen.

Nur ein paar Streiflichter:

Wie sehen Ökonomen den Klimawandel und die damit verbundene Herausforderungen? "Nichts zu tun, um den Klimawandel zu stoppen, wird sehr viel teurer als jede noch so abwegige Klimaschutzmaßnahme!" (S. 58)

Wie ließe sich unsere Klimapolitik besser steuern? "In Baden-Württemberg werden alle Kabinettsvorlagen einem Nachhaltigkeitscheck unterzogen." (S. 121)

Was wäre ein angemessener CO2-Preis mit echter Hebelwirkung? "Im Rahmen einer Analyse [...] hatten wir vorgeschlagen, ab dem Jahr 2020 einen einheitlichen Steuersatz von 35 € je Tonne einzuführen, der bis 2023 auf 80 € und linear weiter auf 180 € bis zum Jahr 2030 steigt." (S.155)

Der rote Faden, der sich durch selbst das kürzeste Unterkapitel noch hindurchzieht ist dabei die bewunderungswürdige, nicht nachlassende Hartnäckigkeit der Autorin, die selbst den marginalsten Erfolg noch als wichtig würdigt und die größten Verfehlungen und Versäumnisse abschüttelt mit der Haltung: daraus lernen und es nächstes Mal besser machen.

Der Vorteil von kurzen Kapiteln:
Nicht nur gut zu lesen und verständlich geschrieben, die Masse an Informationen, die Fülle von Aspekten und vor allem die Zähigkeit des geschilderten Widerstands gegen die notwendigen Maßnahmen wird „besser verdaulich“ und es ist kein Problem, das Buch kurz zur Seite zu legen und es später wieder zur Hand zu nehmen.

Sehr wertvoll entpuppt sich die Fülle an konkreten Details, die noch ergänzt werden durch ein gewaltiges Link- und Fußnotenverzeichnis. Dieses muss sich der/die Interessierte allerdings auf der Homepage www.mondaysforfuture.net herunterladen. Diese Website wartet außerdem mit weiteren konkreten (und vor allem aktuellen) Beispielen für gelungene Umsetzungen auf dem Weg in eine CO2-freie Zukunft. Dadurch kann das Buch auch als Nachschlagewerk zu den verschiedenen Themenbereichen dienen.

Abgerundet wird es schließlich von einem letzten Großkapitel, das anhand von 53 konkreten Aufgaben Möglichkeiten aufzeigt, wie jede/r selbst für den Klimaschutz aktiv werden kann. Das reicht von einer simplen Anerkennung der bekannten Fakten zum Klimawandel bis hin zu eigener politischer oder lobbyistischer Arbeit im Zeichen der nötigen Veränderungen.

Ein Hauptfokus dieses Buchs liegt - bedingt auch durch die Tätigkeit der Autorin in diversen Klimabeiräten - auf der politischen Arbeit, auch dort, wo es um Wirtschaft und Finanzen geht. Einerseits ist auch das wertvoll, denn dadurch wird die enge Verflechtung von Großwirtschaft und politischer Führungsriege bloßgelegt, allerdings fehlt in diesen Abschnitten das Gegengewicht in Form von Vorschlägen für private Eigeninitiative. Diese kommen - wie schon erwähnt - am Ende mit den schon erwähnten 53 Aufgaben.

Im Fazit handelt es sich jedoch um ein immens wertvolles und wichtiges Buch. Es enthält sowohl Grund- als auch Detailwissen zu allen wichtigen politisch-wirtschaftlichen Hintergründen im Umgang mit der Klimakrise und sollte unbedingt zum Lehrstoff für Schüler in der Oberstufe gehören! Es eignet sich im Übrigen auch hervorragend als Geschenk!

Zusammengestellt von Renate Brandner-Weiß und Philipp Kronbichler

Quellen:

Mondays for Future, von Claudia Kemfert, Murmann 2020

https://www.mondaysforfuture.net/

Presseinfo: https://cdn.website-editor.net/84b201b6851a4c9d9518519305e6d9f6/files/uploaded/2020_Presseinfo%2520Mondays%2520For%2520Future.pdf


per E-Mail teilen

Die Seite wird ermöglicht durch ein Kooperationsprojekt des Waldv. Energie-Stammtisches mit folgenden Partnern (in Reihenfolge der Zusage):

Ökostrom AG Link
Kastnergruppe Link
Sonnentor Link
WEB Link
APV Link