Framing in der Energie- und Umweltdiskussion

Ein Beitrag der Energieagentur zur Kommunikation von Umweltthemen

27.10.2020


Die Österreichische Energieagentur hat sich im „Energie-Handbuch“ vom März 2020 mit einem Thema auseinandergesetzt, das beim ersten Hinsehen verwundert: mit Sprache!

Sprache und Energie? Sprache und klimaneutrale Zukunft? Ein überraschender Aspekt! 

Beim genaueren Hinsehen lösen sich die Fragen nach dem Zusammenhang schnell auf - es geht zentral darum, wie wir vom Wissen um die Notwendigkeit einer klimaneutralen Zukunft, einer Zukunft, in der Leben und Wirtschaften so ausgerichtet sind, dass es keinen Einfluss mehr auf unser Klima hat, zu konkreten Handlungen und Verhaltensveränderungen - z.B. im Energie- und Mobilitätssektor - motivieren. In diesem Prozess spielt Sprache eine wesentliche Rolle! 

„Es liegt auf der Hand, dass technische Begriffe wie etwa „Dekarbonisierung“, „Demand Side Management“ oder „Smart Meter“ oder viele andere wissenschaftliche Fachausdrücke oftmals nicht verstanden werden. Auch motivieren sie zumeist nicht dazu, Handlungen zu setzen oder Verhalten zu ändern. […] Auch etablierte, vermeintlich positive Begriffe lösen immer wieder völlig falsche Assoziationen, Gedankenbilder und letztlich Handlungen aus. Das liegt daran, dass die Bedeutung von Wörtern und Begriffen von ihren Deutungsrahmen (Frames) abhängt. Wir verstehen also – in vielen Fällen auch unbewusst – einen Begriff abhängig davon, wie er mit Themen, Ereignissen und auch Gefühlen verknüpft ist. Dieses Phänomen wird als "Framing" bezeichnet und mitunter als Kommunikationstechnik verwendet, um die öffentliche Wahrnehmung von Sachverhalten zu beeinflussen.“ (1) 

In Ihrem Buch „Politisches Framing - Wie eine Nation sich ihr Denken einredet - und daraus Politik macht“, zeigt die Autorin Elisabeth Wehling den Framing-Mechanismus u.a. am Beispiel des Begriffs „Klimawandel“ auf (2): 

Klima“ ist ein abstraktes Konzept - allgemein, weit weg, der globale Temperaturanstieg wird mit diesem Begriff weit aus unserer unmittelbaren Bewussseins-Sphäre weggeschoben.

 „Wandel“ ist ebenso abstrakt wie neutral. Wandel bezeichnet lediglich Veränderung - und selbstverständlich ist alles in unserem Leben einem Wandel unterworfen - sowohl zum Guten wie auch zum Schlechten. „Wandel“ hat keinen zwingend negativen Deutungsrahmen, der Mensch als Verursacher wird ausgeklammert. 

Der Frame vom „Klima-Wandel“ lässt also offen, ob sich etwas verbessert oder verschlechtert - und wird daher gerne von jenen verwendet, die von den jetzt schon evidenten katastrophalen Auswirkungen der globalen Erderhitzung ablenken wollen. Ein konsequentes Ersetzen von „Klimawandel“ durch „KlimaVERSCHLECHTERUNG“ würde die Kommunikation darüber wohl präzisieren und den Deutungsrahmen dorthin verschieben, wo die wissenschaftlichen Erkenntnisse eine klare Sprache sprechen. 

Kommunikation spielt eine Schlüsselrolle in gesellschaftlichen Veränderungsprozessen - daher müssen wir uns sehr bewusst mit den „Frames“, die wir selbst nutzen und denen wir tagtäglich ausgesetzt sind, auseinandersetzen. Zu dieser Auseinandersetzung liefert das „Energie-Handbuch“ der Österreichische Energieagentur mit vielen konkreten Framing-Beispielen einen wertvollen Beitrag. 

Wer sich gerne in Sozialen Medien zu diesem Thema informiert, der/die möge @ManuelGrebe auf Twitter folgen. 

(1) Österreichische Energieagentur, Energie-Handbuch, Wien, März 2020, S.5f 

(2) Elisabeth Wehling: „Politisches Framing - Wie eine Nation sich ihr Denken einredet - und daraus Politik macht“, Ullstein Tachenbuch, 4. Auflage 2019, S.181ff zusammengestellt von Dieter Schewig


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